Kompetenzorientierung in den Lehrplänen*
Die Beschreibungen in den neuen Lehrplänen der Volksschule bzw. der Sekundarstufe I zum Thema Kompetenzorientierung, welche als „zentral in den neuen Lehrplänen“ angeführt wird, sind über weite Teile wortident. Unterschiede gibt es bei den zu erreichenden Zielen insbesondere in den Fachlehrplänen.
In den Lehrplänen wird auf die Begriffsbestimmung im Schulorganisationsgesetz Bezug genommen. Gemäß SchOG § 8 lit. r
sind unter Kompetenzen längerfristig verfügbare kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verstehen, die von Schülerinnen und Schülern entwickelt werden und die sie befähigen, Aufgaben in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsbewusst zu lösen und die damit verbundene motivationale und soziale Bereitschaft zu zeigen.
Die Lehrpläne sehen für die Umsetzung vom Kompetenzorientierung vor:
Die Kompetenzorientierung wird durch das Konzept der reflexiven Grundbildung unterstützt. Ziel der reflexiven Grundbildung ist es, dass Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschule bzw. Sekundarstufe I befähigt sind, kritisch zu urteilen und selbstständig weiter zu lernen.
Dieses spiegelt sich in der Struktur der Lehrpläne für die Unterrichtsgegenstände (LP VS)/ der Fachlehrpläne (LP MS)/ der Lehrpläne für die einzelnen Unterrichtsgegenstände (LP AHS) wider.
Die neuen Lehrpläne der Volksschule bzw. Sekundarstufe I unterscheiden zwischen 3 Arten von Kompetenzen:
den fachlichen, überfachlichen und fächerübergreifenden Kompetenzen.
Die fachlichen Kompetenzen sind mit dem Unterrichtsgegenstand verbunden und werden in den entsprechenden Lehrplanabschnitten (achter Teil, VS auch 9. Teil) explizit genannt.
Zu den überfachlichen Kompetenzen gehören insbesondere Motivation, Selbstwahrnehmung und Vertrauen in die eigene Person, soziale Kompetenzen und lernmethodischen Kompetenzen.
Fächerübergreifende Kompetenzen sind jene Kompetenzen, die in der Auseinandersetzung mit den übergreifenden Themen erworben werden sollen. Zu den 13 übergreifenden Themen siehe EB Mai 2023 Lehrplan NEU ...
Im Unterricht sollen diese drei Dimensionen miteinander verbunden werden.
Dem Wesen des Unterrichts in der Volksschule (Gesamtunterricht) entspricht es, eine strenge Trennung nach Unterrichtsgegenständen zu vermeiden. Unterrichtsanlässe sind den Erfahrungen, Interessen und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler situationsorientiert und bei Bedarf fächerübergreifend anzubieten.
Auch der Unterricht in der Mittelschule und Sek. I verbindet diese drei Dimensionen miteinander.
In jedem Fall gilt: Im Schulalltag erfordert dies eine wirksame Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer einer Klasse im Team, aber auch eine abgestimmte Planung über die Schulstufen hinweg.
Kompetenzorientierung verlangt ein besonderes Verständnis von Unterricht.
Lernen wird als aktiver, selbstgesteuerter, reflexiver und zugleich auch situativer Prozess verstanden, bei dem die Motivation und Willenskraft und die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, sich Ziele zu setzen und diese zu erreichen, sowie Zielvorgaben zu übernehmen, eine wichtige Rolle spielen.
Die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist es, einen Rahmen bzw. Lernumgebungen zu gestalten, die die zielorientierte Entwicklung von Kompetenzen der ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler
in einem individualisierten Lerntempo und altersgerechten Lernformen ermöglichen.
Die (Dokumentation und) Evaluierung der Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler innerhalb dieses gesetzten Rahmens sowie
das Vornehmen adäquater Anpassungen des Rahmens, sofern Lernergebnisse von Schülerinnen und Schülern ausbleiben, soll erfolgen.
Ziel ist, dass Schülerinnen und Schüler Wissen und Fähigkeiten erwerben, die sie in unterschiedlichen Situationen anwenden und umsetzen können.
Kompetenzorientierter Unterricht ist dadurch gekennzeichnet, dass
klar und deutlich erkennbar ist und kommuniziert wird, was gelernt werden soll;
Aufgabenstellungen im Lernprozess eingesetzt werden, die den Erfahrungen und der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler entsprechen;
die aktive Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit dem jeweiligen Thema angestrebt wird (kognitive Aktivierung);
handlungs- und anwendungsorientiert gelehrt wird, indem erworbenes Wissen zur Lösung von Problemen und zur Bewältigung von Anforderungssituationen genutzt wird;
die Lernangebote zu grundlegenden Einsichten bei den Schülerinnen und Schülern führen, was eine entsprechende Diagnose der Lernausgangslagen voraussetzt;
sich der Wissenszuwachs systematisch aufbaut, mit anderen Wissensgebieten und altersgerecht dargestellten wissenschaftlichen Erkenntnissen vernetzt und dadurch nachhaltig und anschlussfähig wird (kumulatives Lernen);
überfachliche Kompetenzen wie zB. Methoden- und Sozialkompetenz implizit entwickelt werden;
es eine Kultur der Selbstreflexion gibt, die den Schülerinnen und Schülern ihre erworbenen Kompetenzen bewusstmacht und ihre Lernmotivation weiter fördert;
Schülerinnen und Schüler Lernerfahrungen machen, die über den Unterricht hinausreichen und für sie sinnstiftend sind;
Schülerinnen und Schüler zu kritischem Denken angeregt werden.
* Quelle: BGBl. II Nr. 1/2023
Kompetenzorientierung >> kritisch betrachtet
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- Kategorie: Elternbrief Dezember 2025









